„Engfurt ist ein Kleinod der Natur und ein stiller Ort des Friedens“
Engfurt – Landschaftliche Lage und Geschichte
Mühle, Wohnhaus und Klausenkirche liegen malerisch in einer Schleife der Isen, am gegenüberliegenden Ufer befindet sich der alte herzogliche Amtshof mit dem noch gut erhaltenen Herrenhaus und der alten Taverne. Eine von der Isen im Laufe der Jahrhunderte verursachte Sandsteilwand verleiht dem Ensemble eine markante Kulisse.
Die Müller von Engfurt
Erstmals wird eine Mühle im Jahre 1300 erwähnt, jedoch dürfte bereits zwei bis drei Jahrhunderte zuvor in Engfurt schon eine Mühle betrieben worden sein. Egenfurtner und später Engfurtner sind als Besitzer der dortigen Mühle mit herzoglichem Urbar und als Mühle mit ganzem Mahlrecht genannt, ab 1737 tauchen andere Namen als Besitzer auf. Die Müller und Wirte zu Engfurt hatten als Kastenbereiter für das herzogliche Kastenamt in Burghausen Sonderrechte.
Der noch vorhandene turm- und torbewehrte Hof gegenüber der heutigen Gastwirtschaft, heute ein beliebter Biergarten, erinnert an das frühere herzogliche Kasten- sprich Steueramt. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der mehrere hundert Hektar große Besitz zertrümmert, die Hälfte des Amtshofs mit Herrenhaus, Stallgebäude und Mühle erwarb 1908 Müllermeister Josef Reichenspurner, die andere Hälfte mit Gasthaus und Biergarten ging an die Brauerei Erharting, den größten Teil an Äckern und Wiesen erwarben Bauern der Umgebung.
Josef Reichenspurner erbaute im Jahr 1911 das erste Kraftwerk in der Gegend, mit dem er die 1931 errichtete, moderne Kunstmühle und ein Sägewerk auf der gegenüberliegenden Seite der Isen mit Strom versorgte.
Hochwasser – das Schicksal von Engfurt
Schicksal der Müller von Engfurt waren im Laufe der Jahrhunderte schwere Hochwasser, besonders hart war die Familie Reichenspurner im Juli 1954 betroffen, als E-Werk, Mühle und Sägewerk zerstört und die Brücke über die Isen unterspült wurden. Diese Unterspülung brachte es mit sich, dass sich der Pfeiler senkte. Die Brücke hat seither einen Knick. Die modernisierte Kunstmühle musste 1963 wegen der aufkommenden Konkurrenz durch die Industriemühlen stillegelegt werden, ein Teil des Gebäudes dient heute Wohnzwecken. Wegen der ständigen Hochwassergefahr durfte das Sägewerk, das die Famlie Oberkobler betreibt, nicht erweitert, sondern musste ausgesiedelt werden.
Die Eremitage Engfurt mit dem Kirchlein zur Hl. Dreifaltigkeit
Am Hochufer der Isen, am Häubelberg, steht ein spätbarockes Juwel: Die Kirche zur Hl. Dreifaltigkeit mit eingebauter Klause, die der Müller von Engfurt, Friedrich Engfurter im Jahr 1718 dort errichten ließ, nachdem er ihre Vorgängerin 1711 wegen der ständigen Überschwemmungsgefahr durch die Isen abbrechen musste. Die Weihe des Kirchleins erfolgte am 27. Oktober 1720 durch den Bischof von Chiemsee und Salzburg, Graf von Wagensperg. Von den die Klause bewohnenden Einsiedlern war der berühmteste Johannes Aloysius Ströhl. Seine hervorragenden Kenntnisse in der Naturheilkunde und deren erfolgreiche Anwendung weit über die Landgerichtsgrenzen hinaus brachten ihm sogar Adelige und Mitglieder des bayerischen Königshauses als Kunden, aber auch Neid und Ärger der Ärzteschaft und sogar Gefängnis und Zuchthaus. Nach seiner Entlassung unterzog sich der Eremit mit Hilfe einflussreicher Stellen einem Examen und konnte bis zu seinem Tod 1830 seine Patienten unbehelligt behandeln.
Die letzte Bewohnerin der Klause war Therese Fußeder, die dort alleine, sehr bescheiden und im Einklang mit der Natur bis ins hohe Alter von 90 Jahren lebte. 1922 hatte Müllermeister Josef Reichenspurner Kirche und Klause, die damals im Besitz der Pfarrei Pleiskirchen waren, durch Kauf vor dem drohenden Abriss gerettet. Seither hält die Familie Vogl-Reichenspurner das barocke Juwel in Stand, zuletzt wurde es im Jahr 1979 mit eigenen Mitteln, mit Unterstützung eines Klausen-Freundeskreises, staatlicher und kirchlicher Stellen grundlegend saniert. Die dafür mit der Bayer. Denkmalschutzmedaille ausgezeichnete Besitzerin, eine Enkelin des Retters der Klausenkirche, ist seither bestrebt, dass das Kirchlein kein totes Denkmal, sondern eine Stätte lebendiger Frömmigkeit bleibt.
Höhepunkte sind Maiandachten, Kirchenpatrozinium und Mitternachtsmette, aber auch Familienfeiern und Konzerte. Noch heute nutzen Wallfahrer auf ihrem Weg zur Gnadenkapelle nach Altötting den alten Pilger- und Kreuzweg, der zur Klausenkirche führt. Der ehemalige Administrator der Hl. Kapelle, DDr. Robert Bauer, bezeichnete die Engfurter Klause als „Vorposten der Altöttinger Wallfahrt“.
Im Jahr 2008 wurde mit Unterstützung der Altöttinger Kreisheimatpflegerin Renate Heinrich und des Landesamts für Denkmalpflege die Einsiedelei saniert. Die Licht durchfluteten Räume im ersten Stock des Ensembles, mit Bad und Küche ausgestattet, sollen all jenen Menschen angeboten werde
Ein Teil von Engfurt ging mit dem Tod von Bertl Fußeder Ende Mai diesen
Jahres verloren. Rupert Fußeder kam noch in der Engfurter Klause zur
Welt und wuchs dort mit drei Brüdern und einer Schwester auf. Zwar waren die Wohnverhältnisse in der ehemaligen Einsiedelei sehr
beengt und das Einkommen des Vaters als Arbeiter im angrenzenden Sägewerk eher bescheiden,
dafür aber erlebte er mit seinen Geschwistern in der unberührten Natur
mit dem nahen Wald und am Wasser der Isen eine wunderbare Kindheit. Über seinen ältesten Bruder Anton, der 1944 im Krieg
fiel, und den Vater kam er zur Bienenzucht, einem Hobby, dem er bis ins
hohe Alter treu blieb. Die Natur und der Garten, aber auch dem
Brotbacken galt seine große Leidenschaft. In der schweren Kriegs- und
Nachkriegszeit war er als Bäckerlehrling wieder auf die ursprüngliche
Kunst dieses Handwerks – ohne Strom und Hefe, sondern am Holzbackofen
und mit selbst hergestelltem Sauerteig – zurück gekommen. Später musste
er aufgrund gesundheitlicher Probleme den Beruf wechseln und fand als
Ofenwerker bei den Vereinigten Aluminiumwerken Arbeit. Mit großem Fleiß
erarbeitete er sich sein Grundstück im Töginger Ortsteil Höchfelden am
Innkanal. |
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Bertl beim Brotbacken | Bei der Zubereitung des Teigs | Die Laibe sind geformt |